Seit James Vowles 2023 bei Williams in der Formel 1 als Teamchef übernahm, ist klar: Ein großer Umbau in der technischen Führung des britischen Traditionsrennstalls ist das Ziel. Mit einer Bestätigung von nicht weniger als fünf prominenten Neuanwerbungen am Rande des Österreich-GP lassen Vowles und Williams nun inzwischen keine Zweifel mehr aufkommen.

Ganz oben auf der Liste: Matt Harman. Der übernimmt nach der Sommerpause als Design-Direktor. Erst zu Beginn der Saison hatte Harman seinen Posten als Technischer Direktor bei Alpine verlassen. Seine Verpflichtung ist im größeren Kontext wenig überraschend. Er war in seiner 24 Jahre langen F1-Karriere unter anderem auch zugleich mit Vowles bei Mercedes.

Nachdem Harman 2018 zu Alpine wechselte, diente er dort außerdem ab 2019 unter Pat Fry. Dieser altgediente F1-Ingenieur begann im Vorjahr schon bei Williams, nämlich als Chief Technical Officer. Nun wird Harman wieder unter Fry arbeiten. Doch er ist bei weitem nicht die einzige Anwerbung.

Matt Harman bei Alpine, Foto: Alpine F1 Team
Matt Harman bei Alpine, Foto: Alpine F1 Team

Williams feiert: 26 Neuzugänge, auch aus Top-Teams!

Von insgesamt 26 Neuzugängen spricht Williams freiheraus in einer Presseaussendung, vier von Red Bull, zehn von Alpine, sowie weitere von Mercedes und Ferrari. Zu den Nennenswerten zählt Fabrice Moncade, ab 1. Juli Chefingenieur für Computing Science. Er war davor Leiter der Performance Analytics bei Ferrari, und davor Teil der Mercedes-WM-Teams, sowie bei McLaren und Sauber.

Nach 14 Jahren bei Red Bull (und 22 in der F1 insgesamt) dockt weiters Steve Winstanley in Grove an, als Chefingenieur für Composites und Structures. Mit Juan Molina kommt ein leitender Aerodynamiker von Haas, der davor auch bei Red Bull beschäftigt war. Molina wird unter dem im April zum Chefaerodynamiker beförderten Adam Kenyon arbeiten.

Schließlich kommt noch Richard Frith als Leiter für Performance Systems. Er ist ein weiterer Mann aus der Alpine-Connection, wo er Performance-Leiter war. In seiner 25 Jahre umspannenden Karriere war er auch schon unter anderem bei Jordan, Sauber und McLaren. Abseits des Techniker-Stabs rühmt sich Williams außerdem noch der Verpflichtung von Sorin Cheran, der 17 Jahre bei HP Enterprise arbeitete, als Chief Information and Analytics Officer.

Williams scheut vor keiner Investition zurück: Kommt so Carlos Sainz?

“Wir sind auf einer Mission, uns zurück an die Spitze zu kämpfen, und erfahrenes, WM-fähiges Talent von anderen Teams anzuwerben zeigt den großen Glauben an diesen Weg, den wir gehen”, so James Vowles. “Williams investiert in das, was es zum Siegen braucht, und das ist nur der Anfang, während wir uns darauf vorbereiten, weitere neue Gesichter von diversen Stellen im Feld in den nächsten Monaten willkommen zu heißen.”

Unmissverständlich unterstreicht das Team in der Presseaussendung erneut: Langfristig sind weiterte WM-Titel das Ziel. Für diesen Zweck hat man auch schon Alex Albon dieses Jahr vorzeitig verlängert. Die ambitionierten Moves auf dem F1-Markt versucht man gegenwärtig auch in einen Fahrer-Coup umzumünzen. Seit Wochen wirbt man um Carlos Sainz, der aktuell wohl zwischen Williams, Audi-Sauber und Alpine wählen muss.

2024 ist noch ein Umbruch-Jahr für Williams. Der Versuch, 2024 mit großem Re-Design des Autos einen Schritt zu machen, erwies sich im Angesicht der zugleich noch vorhandenen strukturellen Defizite als ein großes Problem, welches in verspäteten Teilen und sogar in einem Rennen mit mangels Ersatzteilen nur einem Auto mündete. Jahrelang hatte das Team innerhalb veralteter Strukturen gar Inventarmanagement mit Excel betrieben.

Vowles versucht die Truppe jetzt so schnell wie möglich auf Kurs zu bringen, und scheut vor großen personellen und strukturellen Änderungen nicht zurück. Die Eigentümer des Teams, Dorilton Capital, stehen bislang voll hinter dem Plan.